Digitalisierung verändert nicht nur, wie wir arbeiten, sondern auch, wie wir Talente gewinnen. Künstliche Intelligenz (KI) bietet enormes Potenzial, um Recruiting-Prozesse schneller, präziser und effizienter zu gestalten – ein klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die sie gezielt einsetzen. Doch KI ist mehr als Technologie – sie erfordert strategisches Denken: passende Tools, ethische Leitlinien und einen klaren Fokus auf den menschlichen Faktor.
Wie KI die Personalvermittlung verändert und welche Chancen sich daraus ergeben, schildert Patrick Brun, Business Owner EasyTemp, im Interview.
Wie erlebst du die aktuellen Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz im HR-Bereich
Die Entwicklungen sind spürbar und faszinierend zugleich. Wir erleben derzeit einen Wandel, bei dem KI nicht mehr nur punktuell, sondern zunehmend auch strategisch eingesetzt wird. Besonders im Recruiting ermöglicht KI bereits heute enorme Effizienzgewinne – etwa durch automatisiertes Matching, semantische Analyse von Lebensläufen oder intelligente Vorschläge für passende Kandidaten basierend auf einer Vielzahl von Kriterien.
Ein weiterer zentraler Fortschritt ist das Parsing von Dokumenten, also die strukturierte Extraktion relevanter Informationen aus Lebensläufen, Zertifikaten oder Referenzen. Diese Daten werden direkt in Systeme überführt, was die manuelle Erfassung überflüssig macht und die Datenqualität erheblich verbessert.
Gleichzeitig zeigen sich auch klare Trends: KI-gestützte Chatbots zur Bewerberkommunikation, Predictive Analytics zur Bewerberbewertung oder auch automatisierte Erstellung von Kandidatendossiers gehören vielerorts bereits zum Standard oder stehen kurz vor der Einführung.
Prozesse wie Matching, Vorqualifikation, Dokumentenerkennung und Kommunikation lassen sich durch KI heute deutlich schneller und datenbasierter abwickeln – Unternehmen, die hier nicht investieren, riskieren mittel- bis langfristig den Anschluss.
Wie verändert sich die Rolle des Personalberaters durch den zunehmenden Einsatz von KI?
„Das kann kein System – dafür braucht es einen Menschen.“ Ein Satz, den man im Recruiting oft hört. Doch was, wenn das System in manchen Fällen sogar bessere Entscheidungen trifft – weil es frei von Vorurteilen, Stress und Zeitdruck agiert? Die entscheidende Frage lautet nicht „Mensch oder Maschine?“, sondern: Wie können Mensch und Maschine gemeinsam bessere Entscheidungen treffen?
Der Job der Personalberater:innen wird durch KI nicht ersetzt – im Gegenteil, er gewinnt an Bedeutung. Moderne Technologien wie ein intelligentes ATS übernehmen oder unterstützen bereits administrative und repetitive Aufgaben. So bleibt mehr Zeit für das, was wirklich zählt: persönliche Gespräche, Menschenkenntnis und Beratung auf Augenhöhe. Genau hier macht der Mensch den Unterschied.
Vielleicht ist es an der Zeit, die Rolle der Personalberater:innen neu zu denken: Weniger als Gatekeeper, mehr als Enabler. Weniger als CV-Screener, mehr als Potenzial-Entdecker.
Welche Tools stehen den Personalberater:innen heute schon auf dem Markt zur Verfügung und welche Chancen bieten diese?
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl leistungsfähiger Lösungen: Matching-Engines, CV-Parser, Videointerview-Plattformen, Chatbots oder smarte Terminplanungstools. Richtig eingesetzt, unterstützen sie nicht nur operative Abläufe, sondern helfen auch, bessere und objektivere Entscheidungen zu treffen.
Wichtig ist, dass diese Tools die persönliche Beratung nicht ersetzen, sondern sie stärken. Die Kombination aus Technologie und menschlichem Gespür ist der Schlüssel zu erfolgreichen Vermittlungen.
„Das kann kein System – dafür braucht es einen Menschen.“ Ein Satz, den man im Recruiting oft hört. Doch was, wenn das System in manchen Fällen sogar bessere Entscheidungen trifft – weil es frei von Vorurteilen, Stress und Zeitdruck agiert? Die entscheidende Frage lautet nicht „Mensch oder Maschine?“, sondern: Wie können Mensch und Maschine gemeinsam bessere Entscheidungen treffen?
Welche Herausforderungen bringt der Einsatz von KI im Rekrutierungsprozess mit sich?
So vielversprechend der Einsatz von KI im Recruiting ist – er bringt auch einige Herausforderungen mit sich, die man nicht unterschätzen sollte.
Ein wichtiges Thema ist der Datenschutz. Wir arbeiten mit sensiblen, personenbezogenen Informationen – da ist eine datenschutzkonforme Umsetzung absolut zwingend. Auch das Thema Bias darf man nicht unterschätzen: Wenn die Trainingsdaten nicht ausgewogen sind, kann es passieren, dass die KI unbewusst diskriminiert – und das wäre natürlich ein No-Go.
Ein weiterer Punkt ist die Datenqualität. KI kann nur so gut entscheiden, wie die Daten es zulassen. Fehlerhafte oder unvollständige Daten können KI-Modelle in die Irre führen.
Und schliesslich braucht es Akzeptanz. Viele Recruiter – und auch Kandidaten – stehen KI noch skeptisch gegenüber. Damit Vertrauen entstehen kann, braucht es vor allem eines: transparente Prozesse, nachvollziehbare Entscheidungen und eine menschliche Komponente. Ein bewährtes Prinzip ist hier „Human in the Loop“ – also KI nicht autonom entscheiden zu lassen, sondern mit menschlicher Kontrolle zu kombinieren. Entscheidend ist ein bewusster Einsatz mit klaren Leitlinien und regelmässiger Überprüfung.
Für mich ist entscheidend, dass wir KI nicht blind einsetzen, sondern bewusst. Mit klaren Leitlinien, regelmässiger Validierung der eingesetzten KI-Systeme und der Bereitschaft, auch mal kritisch hinzuschauen.
Wie kann enovetic durch den Einsatz von KI die Wettbewerbsfähigkeit der Personalverleiher stärken?
Bei enovetic setzen wir KI gezielt dort ein, wo sie echten Mehrwert schafft – etwa im neuen EasyTemp Applicant Tracking System (ATS), welches wir im Frühjahr 2026 lancieren. Ziel ist es, den Alltag von Personalberater:innen spürbar zu erleichtern.
Im neuen ATS setzen wir unter anderem intelligente Matching-Algorithmen, automatisiertes Dokumenten-Parsing, smarte Aufgabensteuerung und Workflow-gesteuerte Prozesse ein. Die Entwicklung läuft auf Hochtouren: Erste Tests sind bereits intern gestartet, und eine strukturierte Pilotphase mit ausgewählten Kund:innen steht bevor.
Welchen konkreten Wettbewerbsvorteil bringt der Einsatz von KI im EasyTemp ATS?
Ein besonderes Highlight ist die Integration moderner Künstlicher Intelligenz – konkret sogenannter «Large Language Models (LLMs)» in Kombination mit «Retrieval-Augmented Generation (RAG)». Klingt technisch, bedeutet aber im Kern: Die KI nutzt nicht nur ihr umfangreiches Vorwissen aus dem Training, sondern greift zusätzlich auf externe, tagesaktuelle und kontextrelevante Informationen aus definierten Quellen zu – dynamisch und in Echtzeit. So werden Entscheidungsprozesse etwa bei der Beurteilung von Kandidatenprofilen oder der Auswahl passender Einsätze noch fundierter unterstützt.
Während andere Systeme einfach nur nach Schlagwörtern suchen, erkennt die neue Technologie Zusammenhänge und bringt zusätzliche Informationen intelligent mit ein. So entsteht ein deutlich besseres Matching – nicht nur auf Basis von CVs, sondern auch unter Berücksichtigung von Anforderungen, Einsatzhistorien oder Kundenfeedbacks.
Ein weiterer entscheidender Unterschied zu klassischen Lösungen liegt darin, dass wir nicht nur Einzelschritte automatisieren, sondern einen durchgängigen, datengetriebenen Prozess schaffen. Das bringt nicht nur operative sondern auch strategische Vorteile: bessere Datenqualität, fundiertere Kundenberatung, verkürzte Time-to-Hire – und eine skalierbare Plattform, die mit den Anforderungen von morgen mitwächst.
Patrick, ein paar Worte zum Abschluss?
Recruiting bleibt letztlich ein People Business. Kein Algorithmus kann echtes Interesse, Empathie und zwischenmenschliches Gespür ersetzen. Aber wenn Technologie uns dabei unterstützt, bessere Entscheidungen zu treffen und mehr Zeit für den persönlichen Austausch schafft, dann ist sie für mich nicht nur willkommen – sondern ein echter Game Changer.
Wollen Sie mehr über das kommende ATS und die nächste Generation von EasyTemp erfahren? Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

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Patrick Brun
Business Owner EasyTemp
Mit über 15 Jahren Erfahrung in strategischer und operativer Führung sowie umfassender Expertise im Vertrieb und der Personaldienstleistung, ist er als Business Owner und Leiter EasyTemp bei enovetic tätig. Er hat in verschiedenen Unternehmen, darunter ein grosser Personaldienstleister, umfassende Geschäftsleitungserfahrung gesammelt und ein Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen. Ausserdem war er massgeblich am Aufbau einer innovativen Jobplattform beteiligt.